Foto: Miha Krofel

Über Braunbären

Braunbären sind ein wichtiger Bestandteil unserer Natur und ein Kulturerbe, nicht nur in Slowenien, sondern überall in Europa. Die Zahl der Braunbären ist im 19. Jahrhundert vor allem in Zentral- und Südeuropa dramatisch gesunken. Teilweise wurde er sogar vollkommen ausgerottet. In der heutigen Zeit hat sich die Einstellung der Menschen zu Großraubtieren verändert. Projekte in verschiedenen Teilen Europas, von den französischen Pyrenäen bis zu den griechischen Rhodopen, von den italienischen Abruzzen bis in die österreichischen Alpen, beschäftigen sich intensiv mit dem Erhalt und dem Schutz der Braunbärenpopulationen.

Aufgrund der hervorragenden Lebensbedingungen – großflächige, dichte Wälder und zerfurchtes Terrain mit guter Deckung und auch aufgrund der positiven Einstellung der lokalen Bevölkerung gegenüber den Bären – im Dinarischen Gebirge (Slowenien) konnte sich dort eine Population erhalten. Als der westlichste Ausläufer der dinarischen Population sind Braunbären aus Slowenien sehr wichtig für eine natürliche Wiederbesiedelung des Alpenraumes. Die Lebensbedingungen in Slowenien ähneln zu großen Teilen denen Gebieten die in Zentral- und Südeuropa in denen ebenfalls Bären vorkommen bzw. die ein geeignetes Habitat für Braunbären bieten würden. Deshalb sind die slowenischen Braunbärenmanagement-Strategien auch für die anderen Länder sehr wichtig.

Der Braunbär gilt als gefährdete Art aufgrund seiner räumlichen Ansprüche, des Nahrungsopportunismus, der großen Mobilität und der offensichtlichen Toleranz gegenüber der Anwesenheit von Menschen. Er befindet sich seit 1993 in Slowenien auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten und ist auch aufgrund internationaler Abkommen, wie z.B. der Berner Konvention, geschützt.

Der Schutz und das Management solch einer seltenen, gefährdeten und charismatischen Spezies wie dem Braunbären ist nicht leicht. Wenn die Sprache auf dieses faszinierende Raubtier kommt, ist die öffentliche Meinung oft zweigeteilt und die Öffentlichkeit beobachtet jeden Managementschritt mit großer Skepsis und Aufmerksamkeit. Gerade deshalb ist es auch von zentraler Wichtigkeit, dass Manager ihre Entscheidungen aufgrund valider wissenschaftlicher Erkenntnisse treffen. Man muss bedenken, dass Entscheidungen die auf wissenschaftlichen Fakten beruhen es verhindern, dass es im Nachhinein zu Anschuldigungen kommt.

Dafür werden auch Informationen zur Genetik immer wichtiger, da sie es uns ermöglichen Aussagen bezüglich Populationszustand, Dynamik, Populationsgröße, Geschlechterverhältnis, Ausbreitung und geografischen als auch phylogenetischen Ursprungs der Proben zu treffen. Das Wissen über all diese Aspekte der Population ermöglicht eine bessere Planung und ein präziseres Management der Population.

Ökologie des Bären

Da Bären Einzelgänger sind beschränkt sich der Kontakt zwischen einzelnen Individuen auf die Paarungszeit. Ansonsten vermeiden diese Tiere Begegnungen mit Artgenossen. Sehr ähnlich zu anderen Großräubern benötigen Braunbären ein großes Streifgebiet und kommen in geringer Dichte vor. Weibliche Bären beziehen ihr Territorium in Nachbarschaft zu ihrer Mutter, wohingegen männliche Nachkommen weiter abwandern. Die Territorien überlappen teilweise. Bären sind tag- und nachtaktiv. Ihre Aktivität ist abhängig von Umweltbedingungen, der Nahrungsverfügbarkeit und Störungen durch den Menschen (Swenson et al., 2000)

Bären sind opportunistische Allesfresser. Der Großteil der Ernährung ist pflanzlichen Ursprungs. Im Frühjahr ist es am schwierigsten genügend Essbares zu finden, deshalb ist dies auch die Zeit, wo es vermehrt zu Übergriffen auf Nutztiere kommen kann. Aas – die Körper von im Winter verendeter Tiere – sind eine sehr wichtige Nahrungsquelle im Frühjahr. Vom Beginn der Vegetationsperiode bis in den Spätherbst ernähren sich die Tiere von pflanzlicher Nahrung (Gräser, Kornelkirsche, Hasel, Erdbeeren, Heidelbeeren, Brombeeren, …). Im Herbst, wenn Bären sich eine Fettschicht für die Winterruhe anfressen, sind Baumfrüchte (Bucheckern, Eicheln, Kastanien, Haselnüsse, Walnüsse) und Obst (Birnen, Äpfel, Zwetschken) eine wichtige Nahrungsquelle. Insekten (Ameisen, Wespen, Bienen, Borkenkäfer, Junikäfer, Rüsselkäfer) und deren Larven, sowie das vorhin erwähnte Aas stellen wichtige Proteinquellen für den Bären dar. (Krze, 1988). Gelegentlich erbeutet der Bär aber auch Nutztiere, im speziellen Rinder. Auch auf illegalen Mülldeponien finden sie zu fressen. Wenn sie sich ihre Nahrung bei menschlichem Eigentum besorgen (Nutztiere, Obstgärten, Bienenstöcke, …) erzeugt dies wirtschaftliche Schäden und führt unweigerlich zu Konflikten.

Bären halten Winterruhe jedoch keinen Winterschlaf, wie wir ihn beispielsweise vom Siebenschläfer kennen. Die Körpertemperatur sinkt dabei nur um 2°C. Die Pulsfrequenz fällt ab und das Verdauungssystem arbeitet langsamer. Da Bären während der Winterruhe kein Wasser aufnehmen sammeln sich Giftstoffe im Körper an, vor allem Harnstoff. Der Stickstoff der darin enthalten ist wird wieder aufgenommen und in Körperproteinen gespeichert, welche sich in der Lymphe ablagern. Die Überwinterung des Bären ist eine spezielle Form des Hungerns mit der Möglichkeit toxische Stoffe zu neutralisieren (Krystufek, 2003). Einige Bären im Süden Europas sind ganzjährig aktiv. Dass sich Bären im Winter in die Winterhöhlen zurückziehen ist wahrscheinlich eine Anpassung an die Nahrungsknappheit im Winter und eventuell auch weil die Jungen ohne die Fähigkeit zur Thermoregulation (Swenson et al., 2000) geboren werden.

Bären sind dafür bekannt, dass sie sehr alt werden können, sie spät geschlechtsreif werden und einen langen Reproduktionszyklus haben. Die Paarungszeit dieser polygamen Tiere beginnt Mitte Mai und endet Anfang Juli. Nach der Befruchtung entwickeln sich die Embryonen bis ins Blastozysten-Stadium. Die Entwicklung stoppt anschließend bis Ende November, dann findet die Einnistung der Blastozyste in der Gebärmutter statt. Danach dauert es weitere 6 bis 8 Wochen bis dann im Jänner oder Februar in der Winterhöhle 1-4 hilflose Jungen geboren werden; die Jungen haben bei der Geburt ein Gewicht von ca. 0,5 kg. Mit 1,4 bis 2,4 Jahren sind die Jungen geschlechtsreif. In skandinavischen Populationen, welche die am besten und am intensivsten erforschte Population Europas sind, fand man heraus, dass Bärinnen mit einem Alter von 4-6 Jahren das erste Mal Nachkommen haben. Der Abstand zwischen den Trächtigkeiten ist relativ kurz, ca. 2,4 Jahre (Swenson et al., 2000).

REFERENZEN

  • Jerina K., Adamič M. 2008. Analiza odvzetih rjavih medvedov iz narave v Sloveniji v obdobju 2003-2006, na podlagi starosti določene s pomočjo brušenja zob. Univerza v Ljubljani, Biotehniška fakulteta, Oddelek za gozdarstvo in obnovljive gozdne vire.
  • Kryštufek B. 2003. Sesalci – Mammalia. V: Živalstvo Slovenije. Sket B., Gogala M., Kuštor V. (ur). Ljubljana, Tehniška založba Slovenije: 595 str.
  • Krže B. 1988. V: Zveri II. Medvedi – Ursidae, psi – Canidae, mačke – Felidae. Kryštufek B., Brancelj A., Krže B., Čop J. (ur). Lovska zveza Slovenije, Ljubljana: 23-62
  • Swenson J.E., Gerstl N., Dahle B., Zedrosser A. 2000. Action plan for the conservation of the brown bear (Ursus arctos) in Europe. Council of Europe, Strassburg, France.